Im tiefen Keller P. 255



1.
Im tiefen Keller sitz’ ich hier
Bei einem Fass voll Reben,
Bin guten Muts und lasse mir
Vom Allerbesten geben.
Der Küfer zieht den Heber vor,
Gehorsam meinem Winke,
Reicht mir das Glas, ich halt’s empor
Und trinke, trinke, trinke.

2.
Mich plagt ein Dämon, Durst genannt
Doch um ihn zu verscheuchen,
Nehm' ich mein Deckelglas zur Hand
Und lass' mir Rheinwein reichen.
Die ganze Welt erscheint mir nun
In rosaroter Schminke,
Ich könnte niemand Leides tun,
Und trinke, trinke, trinke.

3.
Allein mein Durst vermehrt sich nur
Bei jedem frische Becher;
Das ist die leidige Natur
Der echten Rheinweinzecher.
Doch tröst ich mich, wenn ich zuletzt
Vom Fass zu Boden sinke,
Ich habe keine Pflicht verletzt,
Ich trinke, trinke, trinke.